Montag, 9. November 2009

09. November 1989

Ja, das war ein Datum...ein besonderer Tag. Seit es in den Medien wieder darum geht, bin ich ziemlich sentimental. Irgendwie ist da etwas unwiederbringliches zu Ende gegangen...nicht nur die DDR, das haben wir damals überhaupt nicht so empfunden, wußten wir doch gar nicht, was da auf uns zukommt. Nein, überhaupt kann ich mich noch haargenau an diesen Abend erinnern, wo wir in der Wohnstube meiner, unserer ersten Wohnung saßen, mit einem Kumpel, der leider auch nicht mehr bei uns ist, und wo wir diskutierten, ob wir gleich losfahren oder erst morgen und wo wir trotzdem Angst hatten, dass wir irgendwo angehalten werden würden und das alles nicht wahr wäre. Wir Schisser haben also abgewartet, was passiert und sind erst am nächsten Tag in unseren Trabbi gestiegen und haben uns an die Schlange angestellt, die in Richtung Westen fuhr.
Gestern Abend gab es auch schon verschiedene Sendungen im Fernsehen dazu und ich muß sagen, viele Leute haben mir aus der Seele gesprochen, dass wir bestimmt nicht das wollten, was jetzt gekommen ist...aber auf allen Seiten waren Politiker und "das Volk" mit der Situation überfordert und so wurden viele Fehler und Fehlentscheidungen einfach so hingenommen, weil man gar nicht wußte, wie man einige gesprochene Worte, die falsch interpretiert worden sind, wieder rückgängig machen sollte. Das Einzige, was ich zutiefst bewundere, ist, dass gewaltmäßig absolut nichts passiert ist. Wenn man gehört hat, wer alles "Gewehr bei Fuß" gestanden hat und sich dann, aus welchen Gründen auch immer, im Hintergrund still verhalten hat....das hätte auch ins Auge gehen können. Was mir nicht behagt ist, dass sich jetzt alle Deutschen feiern lassen und alles andere, in den anderen "Ostblock" Staaten, vergessen wird....die haben schon vor uns rebelliert und erst den Weg geebnet. Aber wir vergessen ja gerne mal die Anderen.
Ich will hier auch nicht groß die Ost-Deutsche Jammerkeule schwingen, ich bin kein Jammerheini - ich habe mich "arrangiert", lebe zwar nicht besser als zu DDR Zeiten, aber eben anders - d.h. ich lebe und das ist ja heute schon viel wert. Trotzdem sind wir nach 20 Jahren nicht da, wo ich in diesem Alter gerne wäre und das hat nichts damit zu tun, dass ich blühende Landschaften erwartet habe und mich darauf eingestellt habe, dass mir irgendwann die gebratenen Tauben in den Mund fliegen...nein, ich hatte noch Glück, nicht zu alt für diese ganze Umstellung zu sein, aber ich hätte mir einen eigenen Staa(r)t gewünscht...ich hätte gern selbst die Trümmer aufgebaut, dann hätte ich heute nicht oft das Gefühl, dass ich irgendwem dankbar sein müßte...wie sagt Olaf Schubert:...die Revolution macht nur eine Pause. Naja, ich glaub es nicht...wir sind revolutionsmüde, wie sonst würden wir diese Spritpreise hinnehmen, diese Bankenunterstützung, die uns in den Ruin treibt - was muß eigentlich passieren, damit nochmal solch eine Masse an Menschen aufsteht und sagt: Wir sind das Volk! ? Meint man wirklich, wir waren 16 Mio. Menschen, die so blöd, wie eine Herde dummer Kühe waren, die nur ein Ziel hatten, einmal in den Westen reisen zu wollen und dafür Repressalien, Gefängnis und anderes auf sich genommen haben? Oh, ich drifte doch ins politische ab: dies ist ein NÄHblog, fast vergessen und deshalb hier etwas, was mir seit ein paar Wochen am Herzen lag und am Freitag Abend entstanden ist...einfach so aus dem Bauch heraus, Individualität und keine Massenware, auch ein Ausdruck von Politik...(habe mir zu DDR-Zeiten auch meine Sachen selbst genäht, wegen der Nicht-Uniformität)




unsere neue Winter-Jacke, aus einem Stöffchen, welches nicht mehr so taufrisch ist und einem Import aus den Niederlanden, der erst 1 Woche im Regal lag ( jaaaa, ich hör es schon...das hätte ich vor 20 Jahren nicht haben können...)...nein, soweit war er gar nicht gekommen...der Schnitt ist ein NoName aus einer Uralt-Sabrina, von mir nach den vielen KUB Eindrücken einfach abgewandelt und jetzt mein Favorit, den ich nochmal in einer anderen Version nachnähen werde, denn: sie paßt UND gefällt. Und es ist schon Größe 152....mein liebes großes Mäuschen!


1 Kommentar:

toadstooldots hat gesagt…

Hallo Kati,
ja, dass war schon ein besonderer Tag. Leider werden auf einmal andere Sachen von dem Medien voellig ausgeblendet. Naja, will mich jetzt hier auch nicht darueber auslassen.

Sicherlich geht es jetzt der Masse der Ostdeutschen finanziell jetzt schlechter als vor 20 Jahren, aber wer weiss schon, wie es sonst weitergegangen waere - alles Spekulation! Es ist wie es ist.

Ich waere jedenfalls auch nicht, wo ich jetzt bin.

Und du haettest sicherlich nicht dieses wunderschoene Stoeffchen, aus dem du diese tolle Jacke genaeht hast. Gefaellt mir super.

lg Uta (die in der Naehe von Rostock aufgewachsen ist)